Salaria fluviatilis: Von Schleimfischen u. Wasserschlangen !

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18.03.2008, 21:37:58

robat1

Hallo Zusammen,

dann wollte ich noch einen andern Fisch vorstellen, den ich selber zwar noch nie pflegen durfte, aber schon sehr oft beim Schnorcheln und auch öfters über ein paar Tage im Eimer beobachten konnte.

Bewusst wurde mir seine Existenz als Schleimfisch erst dadurch, dass wir eines Tages mal wieder ausgepowert vom Windsurfen am Ufer des Gardasees in der Sonne lagen und eine der dort üblichen (völlig harmlosen) Wasserschlangen mit einer Beute an Land kam.
Der Beutefisch kam mir sofort seltsam vor, weil er mich an die Schleimfische erinnerte, die ich als Kind in Italien immer unter den Wellenbrechern fing.

Und bei genauerer Betrachtung war mein Erstaunen groß tatsächlich einen Schleimfisch aus einem Süßwassersee vor mir zu haben.
Siehe Bilder ganz unten am Ende der Vorstllung!

Ich hatte auch noch mehr Bilder von Tieren die ich einige Tage am Lago in einem Eimer pflegte, aber die finde ich im Moment leider nicht mehr.

Der Süßwasserschleimfisch Cagnetta (Salaria fluviatilis)
http://www.killi-foto.de/salarias_fluviatilis_gal.html

Ein wissenschaftlicher Bericht zum Thema:
http://e-collection.ethbib.ethz.ch/ecol-pool/dipl/dipl_57.pdf

Zu meinen Beobachtungen:
Schon seit 20 Jahren waren mir die kleinen grundelartigen Kaltwasser-Fiche bekannt die ganz ohne Scheu an den Beinen hochkommen wenn man im Lago einen Weile im Wasser stehen bleibt.
Doch erst vor wenigen Jahren, nach dem Schlangenvorfall, besah ich mir die furchtlosen Fischchen mal mir der Taucherbrille.

Dazu lege ich mich nach dem Surfen immer wieder mal mit Taucherbrille und Schnorchel in die Brandung und wartete, bis sie ihre Steinhöhlen verließen und sich zeigten.
Es sind nahezu handzahme, hoch neugierige und wunderschöne Helmträger.
Ein sehr schlaues sympathisches Fischchen.

Die wenigen Fakten die ich liefern kann:

1.) Sie lieben starke Strömung, weil sie im Brandungsbereich leben.
(bei einer Diskussion in einem anderen Forum berichteten aber auch Leute dass sie auch im deutlich ruhigeren, wärmeren und Sauerstoff ärmeren Süden des Sees leben)
2.) Die ich persönlich beobachtete, benötigen jedenfalls sehr sauerstoffreiches Wasser und ohne Pumpe fangen sie schon nach sehr kurzer Zeit heftig zu hecheln an.
3.) Sie lieben einen Bodengrund aus großen Steinen, mit Höhlen und Spalten.
Die Steine sind alle mit einer seltsamen rosettenförmigen, fast Blumenkohl artigen Alge bewachsen und mit Sicherheit mit Plankton übersäht.
4.) Ihre natürliche Hauptnahrung sind offensichtlich Bachflohkrebse die dort unter den Steinen zu Millionen leben.
5.) Wassertemp. im Lago (im Norden bei Limone) zwischen (Winter-Sommer) 6-25°.
6.) Es sind sehr gesellige Fische, aber keine Schwarmfische, jeder brauch seine separate flache Höhle unter einem flachen Stein.
7.) sie betreiben Brutpflege, ob Einzeln oder als Paar konnte ich bei dem Geschaukle mit Schnorchel nicht eindeutig feststellen.
8.) die Tiere sind friedlich und jagen sich nie weiter als 10cm.
9.) die größten sind so um die 10cm.
10.) es wurde scheinbar schon mehrmals versuch die Tiere im Aquarium zu züchten, doch die Larven brachte man anscheinend nicht durch.
Es gab dazu die Vermutung, dass es am fehlenden passenden Futter lag.

Ich persönlich vermute aber, dass die Schleimfischlarven festsitzendes tierisches Plankton von den veralgten Steinen abzupfen.
Der Grund ist die permanente 30cm Brandung und das kristallklare Wasser.
Es erscheint mir einfach extrem Unwahrscheinlich, dass freischwimmendes Plankton in erwähnenswerter Dichte unter diesen Umständen vorkommt. Sichtbar ist mit dem bloßen Auge jedenfalls keines.
Die Steine sind wie zu erwarten an der Unterseite auch mit einer Art Mulm beschichtet.

Bei einer Haltung im Aquarium würde ich den Faustgroßen Kiesboden möglichst naturgetreu nachahmen.
Am besten gleich mit originalem Bewuchs Schnecken und Muscheln vom Fangort mitnehmen.
Und ich würde eine oder mehrere kräftige Pumpen mit Sauerstoffansaugung auf den Boden richten. Ich vermute, dass die Gelege sehr viel Sauerstoff benötigen.

Ich plane schon lange ein kaltes Kellerbecken, aber leider ist das Genehmigungsverfahren schon ewig in der Schwebe ;-) und es ist kein Ende in Sicht.
Ich hätte da so eine Idee es vor das Kellerfenster in den Lichtschacht zu postieren.

Noch einmal zu gewohnten Wasserbewegung und Landschaftlicher Umgebung.
Selbst bei Flaute klatschen im Norden zwischen Limone und Riva ständig 30cm Wellen auf die Steine und am Tag bei Wind sind es dann bis zu 60cm. Ich nenne das schon Brandung. Jedenfalls reicht es, dass es schwierig ist mit Brille und Schnorchel die Helmis zu beobachten.
Vor allem weil sie in nur 50cm Wassertiefe am häufigsten sind, wo diese mini Brandung fast bis zum Boden durchschlägt. Ab ca. 1,2m Wassertiefe beginnt dort ein undurchblickbarer Dschungel aus einer Art Wasserpest oder so, dass ich nicht sagen kann ob dort auch welche leben.

Aber nächsten Sommer drehe ich mal ein Filmchen, dann wird das ganze anschaulicher.

Robert

18.03.2008, 21:50:10

unbekannt

Hi Robert,
super Bericht :lv2: :thumb: !
18.03.2008, 21:53:03

Seepferdchen

Hallo Robert,

ein interessantes Tier, das Du da sehr schön beschreibst! Es sieht toll aus, ich liebe Fische, die so grimmig aussehen.

Wie sind die Größenverhältnisse von Fisch und Schlange? Auf dem 2. Bild ist der Fisch ein Riesenbrocken im Vergleich zum Schlangenkopf.

Gruß Andrea
19.03.2008, 20:14:51

Thomas.K

hallo robert
klasse interessanter bericht-mußte zwangsweise an meine vielen touren nach tabatinga denken
richtig toll
mfg-thomas.k
 
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